Dürfen unseren sozialen Auftrag nicht vergessen!

Dürfen unseren sozialen Auftrag nicht vergessen!

03.07.2019

Vorstandsvorsitzender Tim Schwabe im großen Interview

Tim Schwabe ist seit November 2018 Vorstandsvorsitzender der Eintracht. Im Interview mit Eintracht-Inside spricht er über den verpassten großen Wurf im Herrenfussball, die sportlichen Erfolge der Eintracht sowie über tolle Projekte, die der FC in der kommenden Saison angehen möchte. Damit macht er den Auftakt für eine Reihe Interviews quer durch den Vorstand.


Für die Oberligamannschaft endete die Saison 2018/2019 leider mit einer Niederlage gegen den Regionalligisten LSK Hansa Lüneburg. Wie hast du die Relegationsspiele erlebt?

„Es waren zwei spannende Spiele, die trotz 0-3 Toren doch größtenteils offen waren. Man hat beiden Mannschaften den Respekt vor dem KO-Modus angemerkt. Ich war aber vor allem mit dem Hinspiel im heimischen Stadion sehr zufrieden. Hier hätten wir einen Punkt verdient gehabt! Wir konnten uns vor über 1500 Zuschauern sehr gut präsentieren und das war genau die Unterstützung für unsere Mannschaft, die ich mir an jedem einzelnen Spieltag wünschen würde. Die Niederlagen schmerzen natürlich, aber wir haben uns gut verkaufen können und können mit einem ordentlichen Gefühl in die kommende Saison gehen.

Wie schätzt du die gesamte Saison ein und wie empfindest du die Entwicklung der Mannschaft?

„Ich bin an der Stelle etwas zwiegespalten. Wir sind mit einer guten Phase gestartet und haben unheimlich für Furore und Aufsehen gesorgt. Dann haben wir durch verschiedene Umstände ein bisschen den Faden verloren, was sehr schade ist, denn mit einer konstanteren Leistung hätten wir am Ende die Meisterschaft feiern können. Wir müssen aber auch weiterhin realistisch bleiben und kleine Schritte machen. Der Aufstieg in die Regionalliga wäre für uns als Verein vielleicht auch zu früh gekommen. Hier hätten wir uns sportlich schneller entwickelt, als das wir als Verein in unseren Strukturen hätten nachziehen können.“

Welche Schlussfolgerungen schließt du daraus für die anstehende Saison?

Mit Simon Schneegans und Oliver Hille wurde ja bereits früh ein neues Trainerteam vorgestellt. Wir haben uns für die Saison vorgenommen, mit einem neuen Trainerteam wieder in unsere gewohnte und bewährte Struktur zurückzukehren. Simon und Oliver wurden frühzeitig in die Kaderplanung mit einbezogen und eine gemeinsame Philosophie und Dinge, die wir gemeinsam verändern wollen waren schnell formuliert.

Faktoren wie Körpersprache, Engagement, Leidenschaft Kampfgeist und Wille haben in der Kaderzusammenstellung eine große Rolle gespielt.

Gerade mit Mattis Daube und Martin Wiederhold verliert die Eintracht zwei Spieler mit hoher Qualität. Wie sollen diese Ausfälle kompensiert werden? 

Das zeigt nur, dass unsere Philosophie, die wir als Verein vom Nachwuchs über die Herren- und Damenabteilung hinweg leben, auch ihre Früchte trägt. Daher ist verlieren für mich der falsche Ausdruck. Ich bin im Gegenteil froh, dass wir diese beiden Abgänge zu verzeichnen haben. Denn Mattis und Martin haben die Möglichkeit bekommen, durch gute Leistungen, den nächsten Schritt machen zu können. Beide wechseln zu Mannschaften, die höher spielen als wir. Mit Cetin Erbek, Maurice Fiolka und Ilyas Bircan haben wir drei Spieler mit Regionalligaerfahrung verpflichten können, die dazu noch in unser gesuchtes Profil passen. Mit Julian Kratzert konnten wir den Torschützenkönig der Landesliga von uns überzeugen und mit Jonas Hille kommt ein talentierter Innenverteidiger mit Landesligaerfahrung. Dazu ist der Kader etwas schlanker geworden. Somit haben mehr Nachwuchsspieler aus der U19 und U23 die Möglichkeit sich anzubieten.

Auch bei den Damen und im Nachwuchs tut sich eine Menge. Wie sehen dort die weiteren Schritte aus? 

Durch den Ausfall von Philipp Weißenborn haben wir die Sportliche Leitung auf Bereiche aufgeteilt. Für die U10-U13 ist Michael Hönl, für die U14-U16 Carim Blötz und für die U17-U23 Oliver Gremmes verantwortlich. Wir erwarten uns hier einen intensiven Austausch, um in den verschiedenen Altersklassen weiter erfolgreich sein zu können und für das einzelne Talent die bestmögliche Entwicklung zu gewährleisten. Für uns ist es wichtig, dass wir mit den besten Spielern der Region eine gemeinsame Philosophie verfolgen und das von klein auf.

In der Damen- und Mädchenabteilung trägt eben dieser Austausch mittlerweile Früchte. Die 2. Damen hat sich nach dem Aufstieg in den Bezirk in der Liga gefestigt und unsere 1. Damen hat den Aufstieg in die Oberliga geschafft. Und auch hier bin ich selbstbewusst und sage: der Weg ist noch nicht zu Ende. Florian Becker leistet mit seinem Team eine herausragende Arbeit. Doch unsere Aufgabe ist es nicht nur, unsere Sportlerinnen und Sportler zu fordern, sondern sie auch in ihrer Persönlichkeit entsprechend weiterzuentwickeln.


Die Sportlichen Ziele sind damit klar. Welche Herausforderungen müssen neben dem Sport noch gemeistert werden?

„Ich bin davon überzeugt, dass wir als Verein die sportlichen Möglichkeiten haben, mit verschiedenen Mannschaften über die Grenzen Niedersachsens hinaus Fuß fassen zu können. Doch dafür müssen wir uns als Verein in unseren Strukturen weiterentwickeln und wieder gemeinsam und transparenter die vielen Aufgaben anpacken, die vor uns liegen. Auch wenn wir versuchen uns in vielen Dingen professionell aufzustellen, sind wir ein Verein, der das Ehrenamt lebt und auch nur durch das Ehrenamt überhaupt funktionieren kann. Gerade deshalb haben wir uns in der vergangenen Saison viele Gedanken im Vorstand und auch in verschiedenen Projektgruppen über die Identität der Eintracht gemacht und versucht die Frage zu beantwortet: Was ist uns wichtig und wer sind wir?“

Du sprichst das sehr konkret an. Um was genau geht es euch dabei?

„Wir haben im Nachwuchsbereich bereits seit 2008 eine Fibel erstellt in der gemeinsame Werte und Verhaltensregeln festgelegt sind, wie wir miteinander umgehen wollen. Diese Fibel wird ständig überarbeitet und momentan an den Gesamtverein angepasst.“

Wie genau können wir uns das vorstellen?

„Wir haben zunächst eine Gruppe ins Leben gerufen, die Menschen aus fast allen Bereichen des Vereins abdeckt. Dort haben wir uns Gedanken gemacht, was die Grundwerte unseres Vereins sind. Heraus kamen die wesentlichen Säulen: Respekt, Zusammenhalt und „Geben und Nehmen“. Zu diesen Säulen hat die Gruppe auch konkrete Maßnahmen aufgezeigt, um die Werte in die Mannschaften zu tragen.“

Kannst du uns eine dieser Maßnahmen näher erläutern?

„Uns ist es wichtig, dass alle Mannschaften einen guten Austausch untereinander pflegen. Keine Mannschaft darf sich isoliert betrachten – das ist uns immens wichtig. Daher wollten wir hier eine engere Bindung untereinander schaffen und gleichzeitig die Jungs auch mehr in die Verantwortung nehmen. Ab der kommenden Saison werden die U18 Spieler eine Patenschaft für U10 Spieler übernehmen. Bei einem gemeinsamen Kennenlernnachmittag bekommt jeder U18 Spieler einen U10 Spieler als Paten zugelost. Im Team treten diese gegeneinander an und können sich so besser kennenlernen. Da die Trainingszeiten sich zum Teil überschneiden ist auch ein wöchentlicher Kontakt gesichert.

Außerdem wollen wir alle Eltern dazu einladen sich an diesem Tag auszutauschen und gegenseitig Fragen zu beantworten. Über 2-3 von uns als Verein organisierte Teamevents wollen wir diesen Austausch über die Saison tragen. Die älteren Jungs lernen damit soziale Verantwortung und übernehmen eine Vorbildrolle.

Verantwortung zu übernehmen scheint damit ein wichtiger Baustein in der Identität zu sein?

„Das ist richtig. Auch alle anderen Mannschaften werden in der kommenden Saison ein soziales Projekt begleiten und Verantwortung übernehmen. Diese Ideen und Maßnahmen gab es so ähnlich schon früher im Nachwuchsbereich, haben aber in den letzten Jahren zu wenig Beachtung gefunden. Wir dürfen bei allem Fokus auf den sportlichen Erfolg jedoch unseren sozialen Auftrag als Verein nicht vergessen – dies haben wir in den vergangenen Jahren aber leider getan, so selbstkritisch muss man sein. Daher wollen wir uns hier wieder verbessern. Und ich bin mir sicher, dass wir eine starke Gemeinschaft sind, die mit Herz dabei ist und dies wieder anpacken und mit Leben füllen wird.“

Das ist ein guter Abschluss für den Start unserer Interviewserie – vielen Dank Tim, dass du dir die Zeit genommen hast.

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